Ein stilles Tierleid – und was wir dagegen tun können
In Deutschland leben schätzungsweise über zwei Millionen streunende Katzen auf der Straße. Viele von ihnen stammen ursprünglich von Hauskatzen ab, die nicht kastriert wurden und sich unkontrolliert fortgepflanzt haben. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint – eine Katze, die draußen herumstreift – hat in Wahrheit weitreichende Folgen für das Tierwohl, den Artenschutz und die Gesellschaft.
Unkontrollierte Vermehrung – ein exponentielles Problem
Eine einzige unkastrierte Katze kann in nur sieben Jahren theoretisch über 370.000 Nachkommen zeugen. Diese enorme Vermehrungsrate führt dazu, dass immer mehr Katzen ohne Zuhause leben – oft krank, unterernährt und ohne medizinische Versorgung. Die Folge: Tierheime und Tierschutzvereine sind überlastet, und das Leid der Tiere nimmt stetig zu.
Kastration schützt – nicht nur vor Nachwuchs
Die Kastration ist nicht nur ein Mittel zur Geburtenkontrolle, sondern bringt auch viele gesundheitliche und verhaltensbezogene Vorteile mit sich:
- Weniger Revierkämpfe und Verletzungen
Kastrierte Katzen sind weniger territorial und geraten seltener in gefährliche Auseinandersetzungen mit Artgenossen. - Geringeres Infektionsrisiko
Krankheiten wie Katzenaids (FIV) oder Leukose (FeLV) werden oft durch Bisse übertragen – kastrierte Tiere sind weniger aggressiv und damit besser geschützt. - Weniger Stress und Rolligkeit
Weibliche Katzen leiden nicht mehr unter der belastenden Dauerrolligkeit, und Kater verlieren das Bedürfnis, weite Strecken auf der Suche nach Paarungspartnern zurückzulegen. - Weniger Verkehrsunfälle
Da kastrierte Tiere weniger umherstreifen, sinkt auch das Risiko, im Straßenverkehr verletzt oder getötet zu werden.
Gesetzliche Regelungen in Deutschland
Eine bundesweite Kastrationspflicht gibt es bislang nicht. Allerdings haben bereits über 1.900 Städte und Gemeinden in Deutschland eine sogenannte Katzenschutzverordnung erlassen. Diese verpflichtet Halter*innen, ihre freilaufenden Katzen kastrieren, kennzeichnen und registrieren zu lassen. Ziel ist es, die Zahl der Straßenkatzen langfristig zu reduzieren und das Tierleid zu minimieren.
Verantwortung beginnt beim Menschen
Jeder Katzenhalterin kann einen Beitrag leisten. Wer seiner Katze Freigang gewährt, sollte sie unbedingt kastrieren lassen – unabhängig vom Geschlecht. Auch wenn die eigene Katze „nur im Garten bleibt“ oder „noch zu jung ist“: Die Realität zeigt, dass viele Tiere entlaufen oder sich schneller fortpflanzen, als man denkt.
Fazit: Kastration ist aktiver Tierschutz
Die Kastration von freilaufenden Katzen ist ein einfacher, aber wirkungsvoller Schritt, um Tierleid zu verhindern, die Population zu kontrollieren und das Zusammenleben von Mensch und Tier zu verbessern. Sie schützt nicht nur die eigene Katze, sondern auch unzählige andere Tiere, die sonst ein Leben voller Hunger, Krankheit und Einsamkeit führen müssten.